Mehr Annehmlichkeiten – weniger Bewegung
Unser modernes Zeitalter verändert unser Leben und unsere Lebensgewohnheiten nachhaltig. Immer mehr sogenannte Annehmlichkeiten halten Einzug in das tägliche Leben, Bewegung ist nicht mehr natürlicher Teil unseres Alltags und muß bewußt nach dem Berufsalltag stattfinden. Die Folge ist eine rapide Zunahme von Rücken- und Schulterschmerzen und anderen Symptomatiken. Warum ist das so?
Organ- und Skelettmuskulatur
Hier lohnt sich ein Blick auf den Aufbau unserer Muskulatur. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Muskeltypen unterschieden: Die Organ- und die Skelettmuskulatur. Die Organmuskulatur besteht aus kleinen, kurzen Muskeln, die einen kleinen Muskelbauch besitzen und auf Ausdauer ausgelegt sind, dh sie können ohne Unterlaß den ganzen Tag mit der gleichen Kraft arbeiten. Sie besitzen keine Spitzenkräfte und können von uns nicht bewußt angesteuert werden. Im Gegensatz dazu sind die Skelettmuskeln sehr viel größer veranlagt, mit meist großem Muskelbauch und sehr viel höheren Spitzenkräften. Sie können bewußt bewegt werden.
Nur zwei Muskelgruppen in unserem Körper entsprechen nicht dieser Einteilung: die Herzmuskulatur (sie ist eine Mischform) und die Rückenmuskulatur (funktioniert wie Organmuskulatur, befindet sich aber am Skelett).
Die Autochthone Rückenmuskulatur
Für den Bewegungsapparat des Menschen ist die Rückenmuskulatur von entscheidender Bedeutung, ebenso für die Entstehung von Dysbalancen und daraus resultierenden Beschwerden in verschiedenen Körperteilen. Diese Muskulatur, die sog. autochthone Rückenmuskulatur, ist aufgebaut wie Organmuskulatur, besteht aus eher kurzen Muskeln und hat die primäre Aufgabe, die Wirbelsäule zu führen und zu sichern. Sie kann aber nicht zu Höchstleistungen auftrainiert werden, ihre Maximalkraft kann nicht durch Training gesteigert werden, sehr wohl aber ihre Ausdauer!
Spannungsübungen statt Muckibude
Um diese Muskelgruppe zu kräftigen sind also gymnastische Übungen sehr viel effektiver als Training mit Gewichten oder an Geräten. Hier sollte mit isometrischen Übungen, Spannungsübungen gearbeitet werden, was zu Hause meist besser funktioniert als z.B. in einem Fitnessstudio. Weiterhin sollten die einzelnen Trainingseinheiten nicht zu lang (15-20 Minuten sind bei entsprechender Intensität ausreichend), dafür aber täglich abgehalten werden.
Regelmäßige Bewegung trotz Sitzen
Das Hauptproblem bei sitzenden Tätigkeiten liegt aber in einem anderen Mechanismus. Unser Körper besitzt nicht genug Blut, um alle Skelettmuskeln immer gleich stark zu durchbluten, deshalb läßt die Durchblutung bei nicht benutzten Muskeln nach. Das heißt, je länger wir sitzen, desto weniger Blut befindet sich in der Rückenmuskulatur. Die Spannung läßt also unweigerlich nach, egal wie gut wir trainiert sind. Hierfür gibt es nur die eine Lösung, den statischen Prozeß des Sitzens immer wieder mit Bewegung zu durchbrechen, z.B. durch
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Spannungsübungen
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Hilfsmitteln wie Ballsitzkissen (auch Balancekissen)
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häufige Veränderung der Sitzposition
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Stehschreibtische
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regelmäßiges Aufstehen und Gehen
Letzendlich ist es also nicht damit getan, zweimal wöchentlich abends joggen oder ins Studio zu gehen, unser Körper erfordert permanente Aufmerksamkeit, v.a. während er Leistung bringen soll. Dem können wir nur gerecht werden, wenn wir rückenschonende und rückenkräftigende Maßnahmen in unseren Alltag einbauen.