Die Faszie als Teil des Bindegewebes
War das Wort „Faszie“ vor einigen Jahren nur Profis bekannt, so haben heute die meisten Menschen bereits von ihr gehört ohne ihre Bedeutung wirklich genau zu kennen. Sie ist zunächst einmal Teil unseres Bindegewebes und damit Teil des passiven Bewegungsapparates. Sie kann nicht bewußt von uns angesteuert und aktiv bewegt werden wie z.B. die Muskulatur. Dies mag ein wichtiger Faktor dafür sein, daß sie bislang in unseren Breitengraden kaum Beachtung fand, galt sie doch als reines Stützgewebe, das der Muskulatur ihre Form gibt und sie abgrenzt, ansonsten aber keine Funktion besitzt.
China als Vorreiter
Es waren Forscher in China, die zuerst eine Idee von ihrer tatsächlichen Bedeutung für unseren Körper bekamen. Dies lag an der kuriosen Tatsache, daß Obduktionen in China anders ablaufen als in Europa: während in unserem Kulturkreis sofort geschnitten wird, wobei die Faszie mit wegpräpariert wird, werden die Körper im Fernen Osten eingelegt und anschließend Schicht für Schicht abgebürstet. So wurde den Forschern klar, daß die Faszie den kompletten Körper umhüllt, umschließt und somit lenkt. Aus diesen Erkenntnissen entstand u.a. das Kinesiotape. Mittlerweile wurde auch im Westen an diesem spannendem „neuen“ Thema gearbeitet, hier wären v.a. die Namen Dr. Jean-Claude Guimberteau und Dr. Robert Schleip zu nennen.
Die Faszie besitzt unterschiedliche Aufgaben
Aus diesen neuen Erkenntnissen ergibt sich eine komplett andere Sichtweise. Heute weiß man, daß die Faszie vielfältige Aufgaben in unserem Organismus hat. In ihr verlaufen unsere Nerven, sie isoliert, schützt und führt sie. Da sie mit nahezu allen unseren Weichteilen und Organen und Verbindung steht, kommt ihr hier zentrale Bedeutung zu. Ist die Faszie verklebt, kann dies Auswirkung auf die Reizaufnahme, die Reizweiterleitung zum Gehirn oder die Ansteuerung der Erfolgsorgane durch das Gehirn haben. Dies kann weitreichende Folgen haben.
Guimberteau konnte weiterhin nachweisen, daß die Faszie jeden Muskel bei jeder Bewegung begleitet. Endoskopische Aufnahmen haben gezeigt, daß der Muskel in der Faszie regelrecht aufgehängt ist, sie sich wie ein Strumpf um ihn stülpt und so jede Bewegung führt und begleitet. Dabei trägt sie die Kraft, die dabei umgesetzt wird, ab und verteilt sie gleichmäßig auf sich. Experten gehen davon aus, daß ca 6o-80 % unserer gesamten Kraft aus der Faszie kommt.
Die Faszie stützt unseren Körper wie das Stahlgerüst den Eiffelturm. Auch wenn ihr Aufbau unter dem Mikroskop erstmal chaotisch wirkt, scheint doch ein klares Prinzip dahinter zu stecken. Wie mikroskopische Aufnahmen von Guimberteau zeigen, ist die Faszie genauso angeordnet, wie andere natürliche Gewebe, wie z.B. Pflanzenteile, Flügel von Faltern oder Mineralien. Offensichtlich gibt es einen übergeordneten Bauplan, dem auch wir Menschen unterliegen.
Genügend Gründe also, uns vermehrt um dieses faszinierende Gewebe namens Faszie zu kümmern, zu lernen, wie wir sie weiter fördern können um aktiv für unsere Gesundheit und unsere Balance zu sorgen.